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Es beginnt: Fälle von multiresistentem Keim in Uniklinik Greifswald

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Es beginnt: Fälle von multiresistentem Keim in Uniklinik Greifswald

Im Universitätsklinikum Greifswald sind drei weitere Fälle des multiresistenten Darmbakteriums 4MRGN Klebsiella pneumoniae festgestellt worden. Damit seien dem Landesamt für Gesundheit und Soziales inzwischen 17 Nachweise aus vier Krankenhäusern im Landkreis Vorpommern-Greifswald übermittelt worden, teilte das Amt am Mittwoch in Rostock mit. Sechs Patienten gelten demnach als infiziert, die anderen elf lediglich als besiedelt.

In den drei jüngsten Fällen an der Universitätsmedizin Greifswald seien die betroffenen Personen mit dem Bakterium besiedelt, aber nicht daran erkrankt. Ein Fall sei Ergebnis der Screening-Maßnahmen in der Unimedizin. Bei den anderen beiden Fällen hatte demnach bereits der Verdacht bestanden, die endgültige Bestätigung aus dem Nationalen Referenzzentrum Bochum aber noch ausgestanden.

Manchmal können sich immungeschwächte Menschen auch zuhause mit MRSA-Keimen anstecken. Dabei gibt es einen sehr wirksamen Schutz, den jeder Mensch anwenden kann: richtiges Händewaschen und Händedesinfektion.

Für gesunde Menschen ist das Bakterium dem Landesamt zufolge ungefährlich. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem könne es jedoch schwere Infektionen hervorrufen. Die üblichen Antibiotika seien bei der Behandlung unwirksam, es gebe jedoch wirksame Reservemedikamente. Der Erreger hat dem Chefhygieniker der Universitätsmedizin Greifswald, Nils Hübner, zufolge einen besonderen Mechanismus entwickelt, zwei Enzyme zu bilden, die die üblichen Antibiotika aufspalten und unwirksam machen.

Ein Befall mit MRSA Bakterien kann u.U. auch tödlich enden.

Alle Maßnahmen, die weitere Ausbreitung des Bakteriums in Krankenhäusern zu verhindern, werden dem Landesamt zufolge aufrechterhalten. So sollen alle Patienten in Krankenhäusern untersucht werden, die bereits in den vergangenen sechs Monaten in einer der betroffenen Kliniken stationär behandelt worden waren. Gesunde Menschen verlieren den Keim den Angaben zufolge nach einer gewissen Zeit.

MRSA UND CO. – WAS SIE ÜBER DIESE ERREGER WISSEN SOLLTEN

  • Infektionen mit Bakterien sind im Allgemeinen gut mit Antibiotika zu behandeln.
  • Einige Bakterien sind jedoch widerstandsfähig gegen viele verschiedene Antibiotika. Man spricht von multiresistenten Erregern (MRE). Die üblichen Medikamente wirken dann nicht.
  • Für gesunde Menschen ist der Kontakt zu MRE in der Regel völlig ungefährlich. Sie erkranken nicht. Tragen sie die Erreger aber in sich, können sie diese an andere Menschen weitergeben.
  • Gefährdet sind Menschen mit geschwächten Abwehrkräften, besonders in Krankenhäusern und Pflegeheimen. MRE können bei ihnen Infektionen auslösen, zum Beispiel in der Lunge oder der Haut. Wenn sie eine Infektion entwickeln, ist die Behandlung erschwert, weil nur noch wenige Antibiotika wirken. Im schlimmsten Fall kann die Infektion daher lebensgefährlich verlaufen.
  • Um sich vor Infektionen zu schützen, sollten Sie bestimmte Hygieneregeln einhalten. Besonders wichtig ist das regelmäßige Händewaschen, damit sich die Erreger nicht verbreiten können.

Eine gründliche Desinfektion ist das Wichtigste, um eine Verbreitung von MRSA Bakterien zu verhindern.

WIE ENTSTEHT EINE INFEKTION MIT BAKTERIEN?

Bakterien sind bekannt als Krankheitserreger. Sie schützen aber auch unsere Gesundheit: Viele Bakterien besiedeln natürlicherweise unsere Haut sowie die Schleimhäute von Mund, Nase, Darm und anderen Organen. Sie bilden zusammen eine schützende Barriere. So erschweren sie, dass krankmachende Erreger in unseren Körper eindringen. Bei geschwächter Abwehr oder Verletzungen der Haut und Schleimhäute können sowohl fremde als auch körpereigene Erreger in den Körper gelangen und eine Infektion auslösen. Häufige bakterielle Infektionen sind Lungenentzündung, Harnwegsinfekte, Wund- oder Hautinfektionen.

Verbreiten sich die Bakterien über das Blut im Körper, spricht man von einer Blutvergiftung. Im schlimmsten Fall können Organfunktionen ausfallen. Das kann lebensbedrohlich sein. Bei bakteriellen Infektionen sind in der Regel Antibiotika gut wirksame Arzneimittel. Sie töten oder schwächen die Bakterien.

WIE ENTSTEHEN MULTIRESISTENTE ERREGER?

Bakterien vermehren sich sehr schnell und in großer Zahl. Dabei kann sich das Erbgut so verändern, dass diese Erreger unempfindlich gegenüber Antibiotika werden. Diese Bakterien überleben Antibiotikabehandlungen und vererben ihre Widerstandsfähigkeit weiter. Sind Bakterien gegen viele Antibiotika widerstandsfähig (resistent), spricht man von Multiresistenz. Grundsätzlich sind diese Bakterien nicht gefährlicher als andere. Sie rufen auch nicht häufiger Infektionen hervor. Tritt aber eine Infektion auf, lässt sich diese weitaus schwerer behandeln. Denn nur noch wenige Antibiotika sind hier wirksam. Durch Labortests lässt sich herausfinden, welche Antibiotika noch helfen und welche nicht.

Multiresistente Bakterien entstehen vor allem, weil Antibiotika nicht richtig angewendet werden, das heißt, zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert.

RISIKOFAKTOREN FÜR MRE-INFEKTIONEN

Für gesunde Menschen mit einem guten Abwehrsystem sind multiresistente Erreger in der Regel harmlos. Das heißt: Bei Kontakt mit diesen Bakterien ist das Risiko zu erkranken sehr gering. Gesunde können multiresistente Erreger in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. Sie wissen meist nicht, dass sie MRE-Träger sind. Problematisch wird dies dann, wenn sie diese Erreger unbewusst auf Menschen mit geschwächter Abwehr übertragen. Diese sind besonders gefährdet, Infektionen zu entwickeln, die dann schwerer zu behandeln sind. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko, MRE zu bekommen:

  • Klinikaufenthalt innerhalb der letzten 6 Monate
  • Aufenthalt in einem Pflegeheim
  • dauerhafte Pflegebedürftigkeit
  • Antibiotikatherapie innerhalb der letzten 6 Monate
  • offene größere, schlecht heilende Hautwunden
  • Schläuche (Katheter) im Körper, etwa in der Blase
  • Erkrankungen, die das Abwehrsystem schwächen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Hepatitis, HIV
  • Medikamente, die das Abwehrsystem unterdrücken

Für gesunde MRE-Träger können die Erreger ein Risiko sein, wenn sie operiert werden. Die MRE können in die OP-Wunde eindringen und eine Infektion auslösen.

WIE HÄUFIG SIND MRE-INFEKTIONEN?

MRE-Infektionen treten am ehesten in Einrichtungen auf, in denen viele kranke und geschwächte Menschen betreut werden, also in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Vor allem in Krankenhäusern sind viele Patientinnen und Patienten mit Risikofaktoren. Daher ist die Gefahr für Infektionen hier am größten: In Deutschland entwickeln jedes Jahr etwa 500 000 Menschen Krankenhausinfektionen, oft durch körpereigene Bakterien. Ungefähr 30 000 Infektionen sind dabei durch multiresistente Erreger bedingt. Das bedeutet, dass etwa 6 von 100 Krankenhausinfektionen durch MRE ausgelöst werden.

WAS SIE SELBST TUN KÖNNEN

  • Bester Schutz vor Infektionen ist, Krankheitserreger nicht weiterzuverbreiten. Dies gelingt, wenn Sie Hygieneregeln einhalten. Viele Erreger verbreiten sich durch direkten Kontakt über die Hände. Daher steht an allererster Stelle: regelmäßiges und gründliches Händewaschen.
  • Handtücher, Waschlappen und Hygieneartikel wie Zahnbürsten sollten Sie nur für sich verwenden.
  • Ihr Wohnumfeld sollte sauber sein. Dafür sind übliche Haushaltsreiniger ausreichend. Spezielle Desinfektionsmittel können erforderlich sein, wenn ein Angehöriger eine ansteckende Krankheit oder eine Abwehrschwäche hat. Holen Sie ärztlichen Rat ein.
  • Die meisten Erreger überleben Temperaturen über 60°C nicht. Waschen Sie Ihr Geschirr und Ihre Wäsche regelmäßig bei höheren Temperaturen.
  • Sind Sie gesund, können Sie normalen Kontakt zu MRE-Trägern pflegen. Auch Umarmungen sind möglich. Die Ansteckungsgefahr ist äußerst niedrig. Waschen Sie sich hinterher gut die Hände.
  • Im Krankenhaus sind bei MRE-Trägern oder MRE-Erkrankten besondere hygienische Regeln zu beachten, um MRE nicht an andere Patienten und Patientinnen zu übertragen. Berücksichtigen Sie hierzu die Hinweise des Personals.
  • Haben Sie offene Wunden oder ein stark geschwächtes Abwehrsystem, sollten Sie den Kontakt zu MRE-Trägern oder MRE-Erkrankten meiden.
  • Verschreibt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen Antibiotika, wenden Sie diese unbedingt wie verordnet an.
  • Ein generelles Überprüfen, ob Sie MRE-Träger sind, ist nicht erforderlich. Selbst dann nicht, wenn Sie Kontakt zu einer Person mit MRE hatten.
  • Vielleicht müssen Sie operiert werden und haben einen Risikofaktor für MRE. Dann sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen, ob vorab ein Test auf MRE sinnvoll sein kann.

Wichtig: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von medizin-heute.net können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.
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