Ist die britische Virus-Mutation auch schon in Deutschland?
Wie weit die Variante B.1.1.7 hierzulande bereits verbreitet ist, ist nicht ganz klar. Ein Grund dafür: In Deutschland wird bei Corona-Infizierten deutlich seltener das Virus-Erbgut entziffert als etwa in Großbritannien. Das ist aber wichtig, um frühzeitig neu entstandene Varianten zu entdecken.
Bislang sind bei uns nur vereinzelt Fälle von B.1.1.7 bekannt geworden, etwa in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. Das Robert Koch-Institut erwartet aber, dass weitere Fälle hinzukommen.

Das Covid-19 Virus mutiert – wie jedes andere Virus auch – in mehrere, noch ansteckendere Variationen.

Was ist über die Virus-Mutation aus Südafrika bekannt?
Eine zweite Mutation wurde kürzlich bei Untersuchungen in Südafrika entdeckt. Nach Angaben der Regierung trägt sie den Namen 501.V2. Diese Variante wurde inzwischen auch in anderen Ländern nachgewiesen, darunter Großbritannien und Frankreich.
Wie ansteckend könnten die neuen Corona-Varianten sein?
Premierminister Boris Johnson hatte im britischen Parlament kürzlich gesagt, dass die neue Corona-Mutation bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher im Umlauf befindliche Variante sei. Das würde bedeuten, dass die neue Form für eine deutlich schnellere Ausbreitung des Virus sorgen könnte.
Mit Blick auf die Angabe Johnsons äußerte Christian Drosten allerdings erhebliche Zweifel: “Diese Zahl ist einfach so genannt worden.” Politiker würden solche Zahlen nennen, Medien nähmen diese auf. “Plötzlich steht so ein Wert im Raum – 70 Prozent – und keiner weiß überhaupt, was damit gemeint ist.” Ob die neue Virus-Variante tatsächlich ansteckender ist kann demnach noch nicht bewertet werden. Dafür müssten Informationen aus Großbritannien abgewartet werden.
Was ist der Unterschied zu den bisherigen Mutationen?
Das Erbgut der Coronaviren verändert sich laufend, das ist an sich nicht ungewöhnlich. Die neue Corona-Mutation unterscheidet sich von der bereits bekannten Form durch eine Veränderung am sogenannten Spike-Protein von SARS-CoV-2. Mit dieser stachelartigen Struktur heftet sich das Virus an menschliche Zellen und dringt dann in diese ein.
Die genetischen Veränderungen bei Mutationen können auch die Eigenschaften des Virus verändern und etwa dafür sorgen, dass es leichter menschliche Zellen befallen oder den Angriffen der Immunabwehr besser entkommen kann. Ob das auf die neu entdeckten Virusvarianten in Großbritannien und Südafrika zutrifft, ist aber noch unklar.
Wirken Corona-Impfstoffe auch gegen Mutationen?
Experten schätzen die Gefahr als gering ein, dass der etwa in Großbritannien eingesetzte Biontech-Impfstoff gegen die neue Virusvariante nicht mehr oder schlechter wirkt. Die Immunreaktionen, die der Impfstoff hervorruft, richten sich gegen mehrere Merkmale des Virus, einzelne Mutationen dürften sich deshalb nicht dramatisch auswirken. Doch eine sichere Antwort wird erst in den kommenden Wochen erwartet.
Theoretisch aber können Mutationen auch die Wirksamkeit von Impfstoffen beeinflussen – denn sie zielen genau auf das Spike-Protein. Ändert sich dessen Aufbau, könnte das Immunsystem auch nach einer Impfung blind für den Erreger sein, so die Überlegung. Allerdings erzeuge der derzeit eingesetzte Impfstoff Immunreaktionen gegen das gesamte Spike-Protein, erläutert Prof. Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. “Selbst wenn eine Mutation vorhanden ist, verhindert dies nicht die Erkennung durch das Immunsystem.” Anders gesagt: Einzelne Mutationen reichen nicht aus, um der komplexen Immunabwehr zu entgehen.