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Wieso das Coronavirus besonders Italien und Deutschland “anvisiert”

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Wieso das Coronavirus besonders Italien und Deutschland “anvisiert”

Italiens große Bevölkerungsgruppe von Menschen in vorgerücktem Alter stellt eine besondere Herausforderung bei dem Bemühen dar, die Zahl der Todesfälle durch Coronaviren im am schlimmsten betroffenen Land Europas einzudämmen, sagte ein Gesundheitsspezialist.
Viele dieser Menschen leiden unter vorhandenen Erkrankungen, was den Kampf gegen Covid-19 umso schwieriger macht.

Das Virus hat in Italien bislang 79 Menschen das Leben gekostet, die überwiegend zwischen 63 und 95 Jahre alt sind und an schweren Vorerkrankungen litten.

Der jüngste verstorbene Patient war 55 Jahre alt und litt an einer chronischen Krankheit. Ein 61-jähriger Arzt, von dem nicht bekannt war, dass er irgendwelche zugrunde liegenden Gesundheitsprobleme hatte, ist ebenfalls gestorben.

Die Zahl der Todesopfer ist beispielsweise nach am Dienstagabend veröffentlichten Zahlen innerhalb von 24 Stunden um 27 gestiegen. 23 Prozent der italienischen Bevölkerung sind über 65 Jahre alt und damit nach Japan die älteste der Welt.

“Italien ist ein Land der alten Menschen”, sagte Prof. Massimo Galli, Direktor für Infektionskrankheiten im Sacco-Krankenhaus in Mailand. “Ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind hier besonders zahlreich. Ich denke, dies könnte erklären, warum wir hier ernstere Fälle von Coronavirus sehen, die – ich wiederhole – in den allermeisten Fällen mild beginnen und nur wenige Probleme verursachen, insbesondere bei jungen Menschen und sicherlich bei Kindern. Unsere Lebenserwartung gehört zu den höchsten der Welt. Leider sind in einer solchen Situation alte Menschen einem gesteigerten Risiko ausgesetzt.”

In Italien sind bislang mehr als 2.500 Menschen infiziert. Gesundheitspersonal hat 25.856 Abstrichtests durchgeführt, was die Zahl in anderen europäischen Ländern deutlich in den Schatten stellt.

Zu den getesteten Personen gehört auch Papst Franziskus (83), nachdem er diese Woche wegen einer Erkältung gezwungen war, Termine abzusagen. Sein Testergebnis war negativ, so berichtete die Zeitung Il Messaggero am Dienstag.

Die meisten Fälle, nämlich 1.520, sind in der nördlichen Lombardei, gemeldet, wo 10 Städte seit mehr als einer Woche gesperrt sind. Das Virus hat sich mittlerweile in mehr als der Hälfte der 20 Regionen Italiens verbreitet, darunter die Toskana, Apulien, Sizilien und neulich auch Sardinien.

Laut Behörden waren die meisten Personen, die in anderen Regionen positiv getestet wurden, zuvor durch die Lombardei gereist oder hatten sich vor dem Ausbruch einige Wochen im Norden des Landes aufgehalten.

Von den Infizierten befinden sich 1.034 im Krankenhaus – und zwar 229 von ihnen auf der Intensivstation – und 1.229 erholen sich zu Hause. Die Zahl der Menschen, die sich mittlerweile von der Krankheit erholt haben, hat sich auf 160 erhöht und mithin mehr als verdoppelt.

Forscher des Sacco-Krankenhauses isolierten letzte Woche einen Stamm des Virus aus einem italienischen Patienten, was darauf hindeutet, dass Covid-19 möglicherweise wochenlang in Norditalien zirkuliert hat, bevor es entdeckt wurde.

Galli sagte: “Es ist behauptet worden, dass sich das sogenannte italienische Virus stark vom chinesischen unterscheide. Das sind einfach nur Gerüchte. Wir sind gerade dabei, die Sequenzen zu bestimmen, und erst danach können wir es beurteilen.”

“Da es sich um ein RNA-Virus handelt, gehen wir davon, dass es sich zumindest ein wenig von dem chinesischen unterscheidet. RNA-Viren ändern sich typischerweise: Zwischen jeder Viruskopie und ihrer Vorlage gibt es einige Unterschiede, ähnlich wie bei einer einzelnen Nukleinsäuremutation. Doch erst wenn wir die Sequenzen haben, können wir Vergleiche anstellen.”

Italien hat den Ausbruch des Coronavirus erlebt, obwohl es eines der ersten Länder war, das nicht nur den Kontakt zur chinesischen Stadt Wuhan, sondern auch den gesamten Luftkontakt mit China geschlossen hat, so betonte er.

“Einige Länder haben uns vorgeworfen, zu drastische Maßnahmen ergriffen zu haben. Doch selbst drastische Maßnahmen proaktiv ergriffen zu haben, scheint noch nicht genug gewesen zu sein”, ergänzte Galli. “Was feststeht ist, dass wir den Ausbruch in der sogenannten roten Zone nicht vorhersagen oder identifizieren konnten, bevor kranke Menschen auftauchten.”

Viele Menschen konnten Italien aus anderen Ländern kommend erreichen, die selbst keine Direktflüge von China gestoppt hatten, sagte Galli und fügte hinzu, dass “Ausbrüche, die irgendwann anderswo in Europa auftreten werden”, nicht unbedingt aus Italien kommen müssen.

“Erinnern wir uns an den Fall einer Person mit britischer Staatsangehörigkeit, die aus Singapur angereist war und dann Freunde in Frankreich besuchte und sie dort infizierte”, sagte er. “Wenn so etwas in anderen Teilen Europas passiert, bedeutet dies, dass wir möglicherweise weitere rote Zonen dort erleben werden.”

Ein Ärztin in Italien, die sich zu Hause von dem Virus erholt, sagte gegenüber der Zeitung The Guardian, sie habe nur leichte Symptome. Sie lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder zusammen, die alle negativ getestet wurden. Sie wird am Freitag nach zwei Wochen in Quarantäne erneut getestet werden.

“In den meisten Fällen genesen die Menschen wieder”, sagte die Ärztin, die nicht namentlich genannt werden möchte. “Das Problem ist, dass wir nicht über die Mechanismen verfügen, um die am stärksten gefährdeten Personen zu schützen: ältere Menschen oder Personen mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen. Aber wir sollten objektiv sein – eine Zunahme von neuen Fällen muss nicht eine Zunahme von schweren Fällen bedeuten”.

 

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Verweise:

Wichtig: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von medizin-heute.net können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.
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